2019 Bericht über die Teilnahme am ARRL EME Contest Wochenende auf 23 cm im reinen Empfangsbetrieb

Gerd (gerd@dj5bv.de)  war Operator an der Station DL0EF (https://www.astropeiler.de) und berichtete über seine beeindruckende Erfahrung während des ARRL EME-Contest 2019 auf 23cm .

Astropeiler ist ein „Old Timer“ unter den Radio Teleskopen. Gebaut 1956 und betrieben von der Universität Bonn bis in die 90er Jahre, als die wissenschaftliche Arbeit auf das „Schwester“ Teleskop in Effelsberg mit seinem 100m Spiegel überging. Das Ende des Teleskops und die drohende Verschrottung wurde durch eine gemischte Gruppe von Funkamateuren, Hobby-Astronomen und Wissenschaftlern verhindert, die es schlussendlich 2005 schafften den Status eines „Historical Landmarks“ für die Anlage zu erreichen und somit den weiteren Bestand sicherzustellen. Das 25m Radioteleskop, zusätzlich ein 10 m ,3m und weitere Spiegel, sowie Antennen für die Amateurfunkfrequenzbereiche und ein Elektroniklabor für Versuche und Messungen wird seitdem verantwortlich vom ASTROPEILER e.V. betrieben.

Während des EME- Contests 2019 erhielt ich die einmalige Chance den 25m Spiegel, im Empfangsbetrieb für einige Stunden zu benutzen. Es dauerte Tage die benötigten Geräte für den geplanten Betrieb vorzubereiten, aber dann arbeitete alles störungsfrei. Am Samstagabend wurden die Geräte (2 Empfänger, SDR-uno und 3 Laptops) auf einem zusätzlichen Tisch im Betriebsraum installiert. Während wir auf den Mondaufgang warteten, überprüften wir den Empfang einiger lokaler Baken auf 23 cm (der 25m Spiegel ist im Gegensatz zum parallaktisch gesteuerten 10m Spiegel, wegen seiner AZ/EL Steuerung besser geeignet, um terrestrische Baken zu prüfen). Einige der Baken in der Nähe < 50km übersteuerten die Empfänger. Der Mond war pünktlich!  Das erste Signal, das wir bei Mondaufgang hörten, kam von DF3RU 589. Kommentar von Walter(DK8UE) der den Spiegel steuerte, war: „unmöglich, das muss direkt sein, nicht über den Mond!“, schnell wurde er eines besseren belehrt als SP3ITF mit einem vergleichbaren Signal von „nur“ 579 antwortete. (DK8UE, Walter nw sk+, in 2021) Ungläubig überrascht waren auch mehrere uns besuchende Funkamateure, wenn sie auf die Spektrum Anzeige schauten: das sollen Mikrowellensignale sein, über den Mond? Es sieht eher aus wie 80m. Ja, zeitweise waren bis zu 50 Stationen zwischen 1296,00 und ,150 gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen. Ich hatte geplant im Contest bevorzugt nach „schwachen“ Stationen zu suchen, um ihnen einen Empfangsrapport zu geben, aber dieses Ziel musste ich aufgegeben, denn mit einem 25m Spiegel auf 23cm gibt es KEINE schwachen Stationen!  Die Antennensteuerung und die Geräte funktionierten während der 9-stündigen Beobachtungszeit perfekt. Es wurden 91 verschiedene Stationen von allen Kontinenten geloggt und zusätzlich 11 weitere auf 70cm mit einer provisorischen Antenne im Spiegel. Wegen der Auslegung des Spiegels für die radioastronomischen Beobachtungen   sagen, es war ein großartiges Erlebnis. Vor allem im Vergleich zu den ersten eigenen EME Versuchen vor fast 40 Jahren als ich mit 16 loop-yagis auf 23 einige wenige Stationen mühevoll arbeiten konnte, damals gab es schwache Stationen, NUR schwache Stationen!! Diese prächtige, fast klassische Antenne, ist mit ihrer präzis gesteuerten Masse von mehr als 90t noch so leistungsfähig und effizient wie vor mehr als 60 Jahren.  Sie wird heute wieder vielfältig genutzt: für die Ausbildung von Schülern und Studenten, Seminare und Abschlussarbeiten und eine Reihe wissenschaftlicher Beobachtungen und Programme. In den Sommermonaten steht sie dem interessierten Publikum sonntags zu einer geführten Besichtigung offen. Nach fast 60 Jahren Aktivität in (fast) allen Disziplinen des Amateurfunks habe ich in der Radioastronomie ein für mich neues, zusätzliches Interessengebiet entdeckt. Technisch gesehen ist der Astropeiler eigentlich, (sehr im Gegensatz zu mir) nicht gealtert, eher im Gegenteil: die Technische Ausstattung (Antennensteuerung, Vorverstärker, Signalverarbeitung und Computer) ist jetzt leistungsfähiger als sie es zur Zeit der ersten Inbetriebnahme war. Ich wünsche diesem Radioteleskop noch eine lange und erfolgreiche Zukunft, in der es kommenden Generationen so gut dienen kann wie uns heute.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]